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Beziehungsangst: Woher sie kommt und wie man mit ihr umgeht

Beziehungsangst

Lange Zeit gehörte Bindungsangst zur Kategorie typisch männlicher Probleme. Sobald ein Verhältnis zu einer dauerhaften Beziehung zu werden drohte, waren es die Männer, die Reißaus nahmen. Ob es sich in früheren Zeiten um ein Klischee handelte, lässt sich heute nicht mehr feststellen.

Tatsache ist jedenfalls, dass in punkto Beziehungsphobie mittlerweile ein Gleichstand zwischen den Geschlechtern erzielt wurde. Vor allem junge Frauen sitzt immer öfters die Angst im Nacken – die Beziehungsangst.

Der Trend hat sehr viel mit dem gesellschaftlichen Wandel zu tun. Sowohl für Frauen als auch für Männer ist es leichter geworden, ihre Beziehungsängste offen auszuleben.

Beziehungen zwischen zwei Menschen werden nicht mehr vollzogen, um irgendwelchen Konventionen zu genügen. Weder gesellschaftliches Ansehen noch finanzielle Sicherheit sind in unserer Zeit die treibenden Kräfte, eine Beziehung einzugehen, „bis der Tod uns scheidet“.

Inhaltsverzeichnis

Flucht vor der Beziehung

Viele Menschen mit Bindungsangst haben übertrieben romantische Vorstellungen von einer Liebesbeziehung. Ihre Sehnsucht nach einer Partnerschaft drückt sich in einer Mischung aus Perfektionismus und übertriebener Romantik aus.

Sie erwarten nicht nur, dass die Liebe ein Leben lang hält. Sie wollen auch permanent das Gefühl des Verliebtseins auskosten. Das kann dazu führen, dass diese Romantiker stets vergeblich suchen. Bindungsangst in ihrer abgemilderten Form ist nicht per se eine Beeinträchtigung der Lebensqualität.

Sie ist eine natürliche Reaktion, auf mögliche Einschränkungen und Kompromisse, die eine langfristig angelegte Beziehung in der Regel mit sich bringt. Problematisch wird diese Scheu vor einer Bindung erst, wenn aus der Angst eine Phobie entsteht, die das Leben beeinträchtigt.

Nah und doch so fern, so lässt sich die Gefühlslage von Menschen mit Beziehungsproblemen treffend beschreiben. Statt permanentes Verliebtsein ist dauerhaft Liebeskummer angesagt, der gelegentlich zur Depression ausufert.

Menschen mit Bindungsangst sind ständig auf der Flucht vor ihrer aktuellen Beziehung und auf der Suche nach einer neuen. Auch wenn sie sich in der neuen Beziehung der Liebe des neuen Partners eigentlich sicher sein könnten, setzt gleich wieder die Panik ein.

Eventuell könnte es für sie ja noch eine bessere Partnerschaft geben. Plötzlich entdecken sie bei dem anderen Fehler, die sich zu nachvollziehbaren Gründen summieren, um eine Trennung zu rechtfertigen.

Diese sogenannten aktiven Flüchter vor einer verbindlichen Beziehung bleiben ewig auf der Flucht. Nach jedem Scheitern werden sie die Messlatte noch ein wenig höher hängen und auf diese Weise kaum ihre Beziehungsphobie überwinden.

Die passive Beziehungsangst

Kaum besser ergeht es den Menschen, die ihre Unfähigkeit zu einer Beziehung auf passive Art demonstrieren.

Passiv heißt dem Fall, dass die Betroffenen scheinbar alles unternehmen, um ihren Partner nicht zu verlieren. Dabei wählen sie Beziehungspartner, die weit entfernt wohnen, die nicht zu ihnen passen oder solche, die sich nicht festlegen können.

Die eingebaute Distanz bringt die Beziehung schnell zum Scheitern, auch wenn die passiven Vermeider sich bis zuletzt an ihre Wunschvorstellungen klammern.

Menschen mit Beziehungsangst suchen sich entweder Partner mit dieser eingebauten Distanz oder sie stellen selbst diesen Abstand her, wenn eine Beziehung ihren Anfang genommen hat.

Nicht selten treffen die Passiven auf die Aktiven. Manchmal werden auch die Rollen getauscht, aber immer ist das Scheitern der Partnerschaft vorhersehbar.

Das Problem erkennen

Wer eine Beziehungsphobie hat, sucht nach Entschuldigungen für sich und den Partner. Entweder sind es die äußeren Umstände oder persönliche Macken des anderen, die eine Fortführung der Beziehung unmöglich erscheinen lassen. Erst wer aufhört, sich selbst in die Tasche zu lügen, hat den ersten Schritt getan, um seine Beziehungsangst zu überwinden.

Wenn das Problem erkannt wurde, kann der Betroffene über frühere Beziehungen reflektieren und problematische Verhaltensweisen erkennen. Die Ursachen von Beziehungsängsten können sehr unterschiedlich sein. Vielfach liegt der Ursprung in der Kindheit.

Entweder wurden die Beziehungsphobiker in ihrer Kindheit überbehütet oder extrem vernachlässigt. Gerade bei Männern spielt das Verhältnis zur Mutter eine entscheidende Rolle.

Wer sich als Junge von seiner Mutter eingeengt gefühlt hat, nimmt dieses Gefühl ins Erwachsenenleben mit. Die latente Angst, erneut von einer Frau bevormundet zu werden, entwickelt sich zur Beziehungsphobie. Bei Frauen kann ein problematisches Verhältnis zum Vater Ursache für die Bindungsangst sein.

Trennungskinder sind enttäuscht und im Stich gelassen worden. Negative Kindheitserfahrungen manifestieren sich im späteren Verhalten. Das Unterbewusstsein schaltet sich ein und will vor erneuten Enttäuschungen bewahren. Die Betroffenen wiederholen ihre Verhaltensweise reflexartig.

Gleichzeitig verstärkt sich nach jeder Trennung der Wunsch nach einer festen und vertrauensvollen Partnerschaft. Beziehungsphobiker stecken in einem Teufelskreis, aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt.

Die Angst überwinden

Wer seine Beziehungsangst überwinden will, muss sich zunächst darüber bewusst werden, was hinter der Phobie steckt. Das mag mit Schmerzen verbunden sein, aber die Betroffenen haben keine andere Wahl, wenn sie Nähe zukünftig mit einem positiven Gefühl verbinden wollen.

Nach der Selbsteinschätzung folgt in der nächsten Phase, sich selbst zu hinterfragen. Vermeide ich es, über Gefühle zu reden? Habe ich Probleme, mich an Vereinbarungen zu halten? Habe ich zu meinem Partner, meiner Partnerin eine Distanz aufgebaut, um möglichst oft Nähe zu vermeiden?

Weigere ich mich, Zukunftspläne zu erörtern. Wer Beziehungsängste mit sich herumschleppt und ehrlich zu sich selbst ist, wird diese Fragen uneingeschränkt mit einem Ja beantworten. Allerdings sollte diese Selbstbefragung nicht zu einer Selbstmarter ausarten.

Auch wenn die Ursachen der Ängste in der Vergangenheit liegen, muss niemand sein ganzes Leben nach diesem Muster ausrichten. In sehr schwierigen Konstellationen, mag es ratsam sein, sich in die Hände eines Therapeuten zu begeben. Aber in den meisten Fällen ist es möglich, die Beziehungsangst selbst zu überwinden.

Jeder kann an seiner Beziehungsfähigkeit arbeiten und im Laufes seines Lebens bindungsfähiger und vertrauensvoller werden. Neben der Selbsterkenntnis setzt es Mut voraus, in kleinen Dosen Vertrauen zu wagen. Auf diese Weise entstehen neue Erfahrungen, die allmählich die negativen Erlebnisse ablösen.

Zwischenschritte zulassen

Die Bindungsangst, die ja zugleich eine Verlustangst ist, lässt sich nicht im Schnellverfahren überwinden. Viele kleine Schritte sind notwendig, um das Ziel zu erreichen. Zwischendurch werden alte Verhaltensmuster aufbrechen. Trotz kleiner Rückschläge ist der eingeschlagene Weg der richtige zur Überwindung der Bindungsängste. Dazu gehört auch, das Selbstwertgefühl zu stärken.

Viele Bindungsphobiker haben Angst, der Partner könnte merken, es nicht wert zu sein, von ihm geliebt zu werden. Um der Schmach zu entgehen, ergreifen sie vorher die Flucht. Stärkung des Selbstvertrauens und Selbstbewusstseins sind daher wichtige Punkte, um sich aus der Falle zu befreien.

Wem es trotzdem einmal zu eng in einer Beziehung wird, sollte nicht mit dem Fluchtreflex reagieren. Besser ist es, offen über die eigenen Bedürfnisse zu reden, denn auch in einer vertrauensvollen Beziehung benötigen beide Partner Freiraum.

Beziehungsangst

Zur Beziehungsangst kommt es bei einer Beziehung meist dann, wenn es einem der beiden zu viel wird. Was kann man dagegen wirklich tun?

Wie verhält sich ein Mann mit Bindungsangst?

Bindungsangst beim Mann wird vielfach durch Angst ausgelöst. Hiermit ist entweder die Angst gemeint verlassen zu werden oder aber die Angst, dass er in der Partnerschaft eingeengt wird. Viele Männer möchten nur für sich Verantwortung übernehmen und nicht für das gemeinsame Wir.

Nicht selten kommt es bei diesen Männern auch zum Gefühl etwas zu verpassen. Sie lassen eine Partnerschaft dann nicht tiefer werden und riskieren es lieber, dass man sie verlässt anstatt, dass sie verletzt werden. Zumeist ist den Männern nicht bewusst, dass sie unter Bindungsangst leiden.

Sie reden sich damit heraus, dass sie ihre wirkliche Traumfrau eben noch nicht gefunden haben. Aus diesem Grund wechseln diese Männer dann öfter die Frauen und wägen sich so in Sicherheit.

Woher kommt Beziehungsangst?

Beziehungsangst wird auch als Liebesphobie bezeichnet. Damit ist die Angst vor einer langfristigen und engen Beziehung gemeint.

Meist liegt die Ursache für die Beziehungsangst in der Vergangenheit. Schon im Kindesalter kann es zu negativen Erfahrungen gekommen sein. Dazu gehören die Enttäuschungen ebenso wie die Verletzungen oder gar die Traumata.

Vielfach sind sich die Betroffenen dessen nicht bewusst, denn sie können sich an Ereignisse aus ihrer Kindheit kaum erinnern und bringen diese auch nicht in Verbindung mit einer aktuellen Beziehung. Kommt die Beziehungsangst aus der Kindheit kann sich dahinter folgendes verbergen:

  • Der unerfüllte Wunsch nach Nähe und Geborgenheit
  • Die Zurückweisung oder die Vernachlässigung durch die Eltern
  • Konflikte zwischen den Eltern
  • Eine überbehütete Kindheit

Betroffene versuchen sich durch eine emotionale Distanz zu schützen. Sie können keine enge Bindung zu einer anderen Person eingehen.

Wie erkenne ich, ob er Beziehungsangst hat?

Die Symptome einer Beziehungsangst sind vielfältig und meist nicht leicht zu erkennen. Vielfach läuft ein Date gut und plötzlich kommt die Angst, die verhindert, dass aus dem Date mehr wird. An kann die Beziehungsangst unter anderem an den folgenden Symptomen erkennen:

  • Man zieht sich emotional zurück
  • Man sucht nach räumlicher Distanz, welche durch viel Arbeit oder durch die Hobbys begründet wird
  • Man hält körperlichen Abstand und verhindert gekonnt die körperliche Zuwendung
  • Man hat Probleme über seine eigenen Gefühle zu sprechen
  • Man möchte keine gemeinsamen Pläne für die Zukunft schmieden
  • Man hat keine wirklichen echten enge Freunde

Vielfach entstehen bestimmte Verhaltensmuster:

  • Ohne Gründe wird der Partner plötzlich abserviert
  • Bei zu viel Nähe wird der Partner weggestoßen, aber dann auch wieder zurückgeholt
  • Um seine Bedürfnisse nach Zuneigung zu befriedigen, sucht man One-Night-Stands oder lockere Affären
  • Man verliebt sich in Menschen, die nicht erreichbar sind oder bereits vergeben

Was kann man gegen Beziehungsangst tun?

Als Betroffener von Beziehungsangst muss man lernen seine Ängste anzunehmen. Man muss einen Weg finden damit umzugehen. Hierbei sollte man jedoch nichts überstürzen, denn dies alles braucht Zeit.

Eine Beziehung sollte daher nur Schritt für Schritt aufgebaut werden. Vielfach hilft auch eine unterstützende Therapie, denn nur so kann man traumatische Erlebnisse aufarbeiten und lernt damit zu leben. Vielfach finden Betroffene eine gute Hilfe im Partner.

Diese Hilfe muss man auch zulassen. Solch einen findet man oft in online Partnerbörsen, denn hier kann man sich gegenseitig unterstützen und dabei mögliche Ängste miteinander überwinden. Nichts destotrotz braucht dieses alles Zeit. Mit einem Überstürzen macht man alles nur noch schlimmer und wird seine Beziehungsangst bestimmt nicht überwinden.

In jedem Fall sollte man mit dem Partner reden, damit er bestimmte Verhaltensweisen besser versteht und sich nicht zurückgestoßen fühlt, wenn man gerade etwas Abstand benötigt.

Fazit: Wann gilt man als beziehungsunfähig?

Als beziehungsunfähig gilt man, wenn man sich eine Partnerschaft sehnlichst wünscht, aber nicht in der Lage ist dauerhaft mit einem Partner glücklich zu sein.

Man kann sich als beziehungsunfähig einstufen, wenn man sowohl Angst vor der Liebe wie auch vor dem Liebeskummer hat. Auch Menschen, die sehr Ich-Bezogen sind fürchten den Verlust Ihres Selbstwertes und können dann keine Beziehung eingehen.

Sie haben dann angst vor der Selbstaufgabe und schieben den Karrierefokus in den Vordergrund. Vielfach haben solche Menschen auch Angst etwas zu verpassen. Sie nehmen ihr Alter nicht objektiv wahr und experimentieren über viele Jahre an sich herum.

Menschen, die beziehungsunfähig sind haben ein mangelndes Vertrauen in sich selbst und trauen sich daher auch kaum etwas zu. Sie bleiben dann lieber allein und reden sich damit heraus nicht den richtigen Partner zu finden. Dies endet oft in einem Teufelskreis aus Angst und Alleinsein.

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